Gemeinnützige Vereine betteln nicht!

Fundraising für Kulturprojekte

Das Fundraiser-Magazin ist ein Branchenmagazin für Sozialmarketing, Spenden und Stiftungen. Im Interview erzählt Matthias Daberstiel, warum Vereine sich ihrer Leistung bewusst sein sollten und wieso es wichtig ist, Vereinsarbeit sichtbar zu machen.

Sie sind Inhaber der „Spendenagentur“ und Mitherausgeber des Fundraiser-Magazins in Dresden. Als Berater haben Sie in Sachen Kommunikation und Fundraising schon oft Einblick in gemeinnützige Vereine und Stiftungen bekommen. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?

Mir fällt auf, dass dieses gesamte Thema – Fundraising, Binden und Pflegen von Fördermitgliedschaften – eigentümlich stiefmütterlich behandelt wird. Man macht das so nebenbei. Man schickt einmal im Jahr seinen »Bettelbrief«. Die meisten Vereine klagen, sie hätten schon mit ihren eigentlichen Aufgaben zu viel zu tun. Aber mein Eindruck ist: Sie mögen dieses Thema auch nicht. Es gibt da ganz tiefsitzende Ressentiments.

Welche sind das?

Mitglieder von gemeinnützigen Vereinen sind sich ihrer Leistung nicht wirklich bewusst. Denn: Gemeinnützige Vereine betteln nicht, wenn sie um Spenden bitten. Sie erbringen eine Leistung im Interesse ihrer Mitglieder und realisieren Projekte. Manchmal denke ich, wenn sich die Vereine etwas bewusster darüber wären, dass sie wirklich gute Projekte umsetzen, würden sie selbstbewusster damit auftreten und weniger zögern, nach dem Geld zu fragen, das diese Projekte kosten.

Was raten Sie dann den Vereinen anstelle dieser Bescheidenheit?

Wer als gemeinnütziger Verein agiert und gut sein will, wer Mitglieder finden und binden und erfolgreich sein will, muss selbstbewusst und offen nach außen darstellen, was er tut. So transparent wie möglich. Und so konkret wie möglich.

Also – tu Gutes und sprich darüber?

Das klingt einfach. Aber das Erstaunliche ist: Viele kommen schlicht nicht auf die Idee, das zu tun. Und sie sind überrascht über den Effekt auf ihre Fördermitglieder, wenn sie es machen. Ein Verein ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas Gemeinschaftliches. Und Fördermitglieder fühlen sich durch Information, Möglichkeit der Teilhabe und sogar durch Bitte um Mitwirkung nicht überfordert, sondern im Gegenteil, sie fühlen sich angesprochen und ernst genommen. Und sind zu viel mehr bereit, als man glaubt.

Als Berater kennen Sie gemeinnützige Vereine und Stiftungen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands. Was müssen Vereine tun, um Unterstützer zu überzeugen?

Wenn Sie eine Versammlung der Fördermitglieder einberufen, argumentieren Sie so rational und konkret wie möglich, was sie vorhaben. Legen Sie offen, wo welches Geld hingeht. Machen Sie diesen Weg greifbar und motivieren Sie an einer gemeinsamen Vision teilzuhaben.

Wie kann man das tun?

Indem man zum Beispiel Geld oder Engagement für ein ganz bestimmtes in sich geschlossenes Projekt einwirbt. Gut ist, wenn die gemeinsame Sache haptisch erlebbar und sichtbar ist.

Fällt Ihnen ein Beispiel ein?

Für die Stiftung »Wald für Sachsen« zum Beispiel hatte ich um Spenden geworben. Ein Mann, den ich angefragt hatte, rief mich zurück und sagte: Er fände die Sache gut – aber er könne gerade nicht spenden. Ich sagte ihm, wenn er Lust hätte, könnte er zur bevorstehenden Pflanzaktion kommen. Es würde schweinekalt werden, aber meistens wäre es nett und es gäbe eine Gulaschkanone und heißen Kaffee. Der Mann kam. Und dieses greifbare Gemeinsam-draußen-sein hat ihn offenbar so überzeugt, dass er danach sogar doch noch spendete. Ich hatte ihn nicht noch einmal darum gebeten.

Quelle: "Call for Members 2016" Bild: MD

Das ausführliche Interview finden Sie im Experten-Dossier.

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